
Volvos elektrisches Einstiegsmodell kommt in einer Cross Country-Version. Doch mehr als den Feldweg zum Ferienhaus sollte man mit dem EX30 nicht abseits geteerter Straßen fahren.
Die rote Holzhütte steht direkt am Wasser. Die bewachsenen Felsen am Ufer wirken wie aus einem Schweden-Reiseführer. Ein ungeteerter Feldweg führt zum Ferienhaus, den der Volvo EX30 Cross Country dank der 19 mm extra Bodenfreiheit gut meistert. Auf dem Dachträger liegt ein Kanu, was auf der schwedischen Insel Orust ein praktisches Verkehrsmittel ist.

Volvo belebt mit dem Cross Country eine Tradition von 1997. Damals kam der V70 Kombi als erste Offroad-Version auf den Markt. Die naturbegeisterten Schweden nahmen es dankbar an, um mit Anhänger und Zeltausrüstung besser durch den Wald, an den See oder eben zur Hütte zu kommen.
In der Cross Country-Ausführung kommt der EX30 mit Allradantrieb sowie 69 kWh Batterie für 427 km Reichweite. Zur Ausstattung gehört die Ultra-Linie mit Glaspanoramadach, Einparkassistent und 360 Grad-Kamerabild. Die Bodenfreiheit liegt bei 190 mm und wurde um einen Unterfahrschutz erweitert. Wer mehr als die 318 Liter Stauraum im Kofferraum benötigt, entscheidet sich für eine ausklappbare Anhängerkupplung mit bis zu 1.600 kg Zuglast (1.150 €).

Den Offroad-Look kann man noch mit dem Experience Paket (2.290 €) erweitern. Enthalten sind Schmutzfänger vorn und hinten sowie ein Dachkorb. Darin lassen sich noch mal 75 kg Gepäck für den Ausflug transportieren. Statt Standardreifen mit 19,5 Zoll Durchmesser sind Geländereifen mit 18 Zoll auf den Felgen montiert.
Neben den breiteren Radkästen erkennt man die Offroad-Version am Cross Country-Schriftzug an der C-Säule sowie am Heck unterhalb des Kennzeichens. In der Front sind in das schwarze Kunststoff eine topografische Karte sowie Längen- und Breitengrad graviert. Die Geo-Daten führen zum Kebnekaise, mit 2.097 Meter Schwedens höchster Berg. Bei der Lackierung stehen fünf Farben, jeweils kombiniert mit schwarzem Dach, zur Auswahl.

Im Innenraum dominiert minimalistisches schwedisches Design, mit weichen bzw. stoffartigen Flächen, die hohe Rezyklatanteile enthalten. Im Cockpit fällt der Blick zuerst auf den Bildschirm mit 31,2 cn Diagonale im hochkant-Format. Es ist der einzige Bildschirm und der sitzt in der Mitte des Armaturenbretts. Der Fahrer muss für Fahrinformationen immer leicht nach rechts schauen, da es weder ein Head-up- noch ein Fahrer-Display gibt. Die Software basiert auf Android Automotive, so dass man den dazugehörigen Sprachassistenten, Play-Store und Google-Maps für die Navigation hat. Wählt der Beifahrer bei aktiver Routenführung ein neues Lied im Infotainment aus, bedeutet das für den Fahrer Blindflug. Die Richtungsangaben sind dann nicht mehr zu sehen.
Ungewohnt ist auch, dass sich die zwei Fensterheber und der Umschalter für die hinteren Fenster in der Mittelkonsole befinden. Doch nach Auskunft der Volvo-Ingenieure spart diese Lösung Verkabelungen in beiden Türen. Das kleine Handschuhfach ist in die Mitte gerückt, also gut für Fahrer und Beifahrer erreichbar. Leider lässt es sich nur über das Bildschirmmenü öffnen. Die mittlere Ablage mit USB-C-Anschlüssen und kabelloser Lademöglichkeit für das Smartphone lässt sich für große Gegenstände durch einen aufklappbaren Boden vergrößern. Beide Vordersitze sind elektrisch verstell- sowie beheizbar. Auf den äußeren Rücksitzen fehlt leider eine Sitzheizung. Auch auf ein Sonnenrollo unter dem großen Glasdach verzichtet der Hersteller zugunsten von mehr Kopffreiheit.

Wie alle Volvos ist auch diese Version bei 180 km/h abgeregelt. Mit den zwei Motoren legt der Cross Country in 3,6 Sekunden einen sportlichen Start aus dem Stand bis 100 km/h hin. Der Verbrauch liegt laut Broschüre bei 18,3 kWh pro 100 km. Das ist auch ziemlich genau die Verbrauchsanzeige unserer Tour von Göteborg nach Orust bei regnerischen 16 Grad Celsius. Für ein Auto mit 4,23 m Länge und einem Gewicht von 1,9 Tonnen ist ein Verbrauch über 18 kWh recht hoch. Das dürfte unter anderem am cW-Wert von 0,30 sowie dem Allrad-Antrieb liegen.
Bei der Energierückgewinnung (Rekuperation) hat man die Wahl zwischen hoch, mittel und aus. In Ladepausen lädt der EX30 mit bis zu 153 kW Gleichstrom nach, so dass von 10 bis 80 Prozent in 26 Minuten nachgeladen sind. Ein optionaler 22 kW Onboard-Lader für Wechselstrom ist verfügbar. Das Typ 2-Kabel für diesen Anschluss passt perfekt in die Ablage unter der Fronthaube.
Der EX30 ist Volvos elektrisches Einstiegsauto. Mit kleiner Batterie und Heckmotor geht es preislich ab 38.490 Euro los. Die Cross Country-Version startet dagegen bei 57.290 Euro. Das ist ein großer Sprung für das Mehr an Motorleistung und Reichweite, Komfort und Offroad-Optik. Unebene Wege mit Baumwurzeln oder größeren Steinen sollte man mit dem EX30 Cross Country nur mit Vorsicht befahren. Dafür macht das E-Auto mit seinen schlanken Abmessungen nach der Rückkehr aus der Natur auch in der Stadt Spaß.
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