Das erste E-Auto von Xiaomi sorgt in China für Aufsehen. Das liegt auch am Preis des SU7, die voll ausgestattete Version kostet umgerechnet 39.000 Euro. Golem.de hat Platz genommen.
Auf der vierten Ringstraße um Peking zieht schon wieder einer an mir vorbei, bei der Abfahrt am Hotel stand die Founders Edition des Xiaomi SU7 in der Auffahrt. Am Flughafen und in der Messehalle, in der die Auto China 2024 stattfindet, hängen große Werbetafeln für das sportliche E-Auto. Dabei war der Bestellstart erst Anfang April 2024. Aber bereits Ende des Monats ist der SU7 im Stadtbild der 22-Millionen-Einwohner-Metropole öfter zu entdecken.
Die Zahl der Vorbestellungen soll bei 80.000 liegen. Somit könnte Xiaomi im ersten Jahr 100.000 Stück erreichen. Wer jetzt bestellt, muss acht Monate warten, – zumindest auf die Max-Version mit Vollausstattung.
Vom Smartphone zum E-Auto
Der SU7 ist auf der Messe in Peking also keine echte Neuheit mehr. Doch die Fans stehen dicht gedrängt am Stand und kreischen, als CEO Lei Jun die Bühne betritt.
Eigentlich ist Xiaomi bekannt für Smartphones. Von der Elektronikmarke gibt es jedoch alles, was ein smartes Zuhause benötigt: Koch- und Saugroboter, Fernseher und Smartwatch. Gegründet hat Jun sein Unternehmen mit dem MI-Logo 2010 und brachte es acht Jahre später an die Börse.
Im Gegensatz zu Apple, dass die Pläne für ein eigenes Elektroauto aufgegeben hat, bringt Xiaomi nun tatsächlich ein Auto auf den Markt. Die sportliche Limousine erinnert von der Seite stark an einen Porsche Taycan. Bei den acht angebotenen Lackierungen ist eine dabei, die dem Frozen Berry Metallic der Zuffenhausener extrem nahekommt.
Gleiches gilt für die technischen Werte der Max-Version. In 2,78 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 265 km/h. Das 800-Volt-Batteriesystem von CATL lädt in 19 Minuten von 10 bis 80 Prozent.
Oder anders ausgedrückt: In 15 Minuten sind 510 km Reichweite nachgeladen. Xiaomi kommuniziert keine Ladeleistungen, sie dürften aber in der Spitze bei 276 kW liegen.
Das ist alles sehr nah an Porsche, bis auf den Preis. Rechnet man die 299.000 Yuan um, werden für die Vollausstattung 39.000 Euro verlangt. Das Basismodell liegt bei 28.400 Euro. Zum Vergleich: Der Kompaktwagen ID.3 Pro von VW kostet hierzulande derzeit knapp 40.000 Euro vor Abzug der VW-Umweltprämie.
Eine Probefahrt lässt sich auf die Schnelle nicht organisieren, aber eine Sitzprobe in einem Xiaomi-Laden ist möglich.
Sitzprobe im Einkaufszentrum
In einem Einkaufszentrum in Wuhan wird das Erdgeschoss von Automarken dominiert: Zeekr, BMW und Leapmotor. Direkt neben einem Tesla-Store befindet sich Xiaomi. Wie bei Apple stehen die neuesten Smartphones auf langen Holztischen. Die meisten der jungen Besucher haben aber nur Augen für die beiden E-Autos. Ungestört kann man Front- und Heckklappe öffnen und sich in die hellblaue oder hellgraue Variante setzen.

Perfekte Smartphone-Einbindung
Beim Start des Fahrzeugs rotiert der Fahrerbildschirm hinter dem Lenkrad, so dass man die Werte sehen kann. Die Max-Version verfügt über ein Head-up-Display.
Die beiden Drehräder im unteren Bereich des Lenkrads erinnern ebenfalls an Porsche. Der zentrale Bildschirm bietet die perfekte Einbindung von Xiaomi-Smartphones. Einmal das Telefon schütteln – und die Bluetooth-Verbindung ist hergestellt.
Inhalte vom Smartphone lassen sich per Finger bildschirmfüllend auf das große Display (16,1 Zoll) ziehen. Auch im Auto nutzt Xiaomi sein Hyper OS Betriebssystem. Ein Snapdragon 8295-Chip sorgt für flüssige Reaktionen, wenn man die Karte verschiebt oder die drei Fenster auf dem Bildschirm neu arrangiert.
Wer weniger wischen und lieber drücken möchte, bekommt eine magnetische Leiste mit zehn Schaltern, die am unteren Ende des Bildschirms angedockt wird. Es gibt weitere Schnittstellen für zusätzliche Anzeigen wie Beschleunigungsmesser oder einen Kompass.
Für die Passagiere im Fond ist jeweils ein Tablet im Rücken der Vordersitze montiert. Xiaomi hat ein Herz für Vlogger. Ganz links und rechts außen auf dem Armaturenbrett und auch am Rückspiegel gibt es Vorrichtungen für Gopro-Halterungen. Die Standard-Ausstattung bietet ein Soundsystem mit zehn Lautsprechern. In der Max-Version sind 25 verbaut.
Rund 680 km Reichweite
Die Anmutung der verarbeiteten Materialien ist hochwertig. An der Shop-Wand hängen sechs Farbkombinationen für die Innenausstattung. Unter der Fronthaube ist Platz für Gepäck. Mit 105 Litern fällt das Volumen groß aus. Im Kofferraum stehen 517 Liter zur Verfügung.
In der Max-Version sind es nur 493 Liter, da der Synchronmotor mit Dauermagneten Platz braucht. In der Front arbeitet ein Asynchronmotor. So kommt der SU7 Max auf 495 kW Motorleistung. Die 800-Volt-Batterie von CATL fasst 101 kWh. Das soll nach chinesischem Standard (CLTC) für 800 km reichen. Das sind schätzungsweise 680 km nach WLTP-Standard.
Unterschiedliche Batteriesysteme
Die Basisversion nutzt eine 73,6-kWh-LFP-Batterie der BYD-Tochter Findreams. Die Pro-Version hat eine 94,3-kWh-NMC-Batterie von CATL. Beide Systeme arbeiten mit 400 Volt.