
Die Form hat man schon oft gesehen. Legt man seine Hand über das MG-Logo in der Front oder am Heck und lässt den Betrachter raten, werden bestimmt Marken aus der Stellantis- und Volkswagen-Welt genannt. Auch von anderen chinesischen Herstellern hat man die SUV-Form des MG S5 EV schon gesehen.
Somit hinterlässt das Design einen zwiegespaltenen Eindruck. Einerseits oft gesehen, andererseits orientieren sich die chinesischen Designer am europäischen Geschmack. Der S5 hat keine großen, glatten Flächen. Linien und Kanten in der Karosserie sorgen für Lichtbrechung und damit Reflexionen und Schatten, was den optischen Eindruck ein wenig interessanter macht.
Buchstaben- und Zahlen-Suppe
MG (Morris Garages) hat seine Wurzeln bei zweisitzigen Sportwagen aus Großbritannien. Doch seit 2007 gehört die Marke zum staatlichen Autohersteller SAIC aus Shanghai. Der Hersteller hat eher Familienautos für den Massenmarkt im Blick. Den Anfang machte hierzulande ein umgebauter Verbrenner mit Elektroantrieb unter der Bezeichnung ZS. Es folgten eine Schräghecklimousine mit der Nummer 4 und ein Kombi mit der Nummer 5. Der elektrische Roadster heißt Cyberster, der große SUV Marvel R. Nun startet MG mit dem S5 EV ins elektrische B-Segment. Darüber hinaus sind Benzin- und Hybrid-Modelle mit Bezeichnungen wie HS im Angebot. Die Nomenklatur bei MG ist also verwirrend und bietet Interessenten wenig Orientierung.
Erfolgreich in Deutschland
Aber für wirtschaftlichen Erfolg ist das kein Hindernis. Das Kompaktauto MG 4 gehört mit rund 28.300 Zulassungen seit 2023 zu den erfolgreichsten E-Autos chinesischer Hersteller in Deutschland. Insgesamt registriert das Kraftfahrtbundesamt rund 35.300 E-Auto-Zulassungen der Marke. Damit liegt MG deutlich vor BYD mit knapp 8.000 und Great Wall Motor (Ora) mit knapp 7.000 Zulassungen seit 2023.
MG erweitert sein Angebot um drei Versionen des S5. Es gibt zwei Comfort-Varianten mit kleiner (47,1 kWh) sowie großer Batterie (62,1 kWh). Die große Batterie ist auch in der Luxury-Variante verbaut, die am umfangreichsten ausgestattet ist.

Bergetappe in Südfrankreich
Unsere Testrunde findet in der Luxury-Variante in Südfrankreich statt. Der Hersteller hat erst wenige S5-Modelle in Europa. Daher haben sich die deutsche und französische Presseabteilung für die Fahrveranstaltung zusammengetan. Vom Flughafen in Nizza geht es hinauf in die Berge. Die Steigungen und engen Kurven der Route D2 haben Tour de France-Qualitäten. Von Meereshöhe geht es rund 1.000 Höhenmeter hinauf. Im Sport-Modus zieht der 4,48 Meter lange Wagen zügig in Richtung Berggipfel. Im Heck arbeitet ein E-Motor mit 170 kW und 350 Nm Drehmoment. Er beschleunigt den S5 aus dem Stand in 6,3 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h, was wir in Frankreich nirgends ausprobieren können. Die Höchstgeschwindigkeit bei Comfort Standard Range liegt bei 170 km/h. Neben der kleineren Batterie ist hier ein 125 kW E-Motor mit 250 Nm Drehmoment verbaut.
Bis zu 490 km Reichweite
Unser Testwagen verfügt im Gegensatz zu den beiden Comfort-Varianten über eine Wärmepumpe, eine elektrische Heckklappe, 18 statt 17 Zoll Leichtmetallräder, eine 360 Grad-Kamera-Funktion, ein beheiztes Lenkrad und Vordersitze sowie das vollständige Konnektivitätspaket iSmart. Mit der großen Batterie liegt die Reichweite bei 465 km. Die Version Comfort Long Range nutzt die gleiche Batteriegröße und bringt es damit auf bis zu 480 km. Standard Range bedeutet beim S5 eine Reichweite von 340 km.

Blau als Standard
Die Standard-Farbe aller Versionen ist Picadilly-Blau-Metallic. Wählt man eine der übrigen fünf Farben, kostet es 650 Euro Aufpreis. Als Zubehör wird eine Anhängerkupplung angeboten. Deren Zuglast liegt bei 750 kg, die Stützlast bei 30 kg. Letzteres ist zu wenig für einen Fahrradträger mit zwei E-Bikes. Das ist den deutschen Firmenvertretern bewusst. Sie wirken auf ihre chinesischen Kollegen ein, so dass mittelfristig die Stützlast auf 75 kg steigen könnte
Einphasiges Laden
Auch in Sachen Wechselstrom-Ladeleistung müssten sie noch mal ein gutes Wort bei den chinesischen Managern einlegen. Die kleine Batterie lädt aus Kostengründen an Wechselstromanschlüssen nur einphasig. Das bedeutet maximal 3,7 kW an der heimischen 11 kW-Wallbox und rund 7 kW an öffentlichen 22 kW-Ladesäulen. Die größere Batterie nutzt dreiphasig 11 kW. Schnellladen (DC) ist bei der kleineren Batterie bis mit zu 120 kW und bei der größeren mit bis zu 139 kW möglich. So dauert ein Ladestopp von 10 bis 80 Prozent 24 bzw. 28 Minuten. Während die Luxury-Version mit aktiver Ladeplanung die Batterie rechtzeitig vor einem Ladestopp vorkonditioniert (erwärmt), bieten die beiden Comfort-Varianten aufgrund fehlender Routen- und Ladeplanung eine manuelle Erwärmung der Batterie an.

Flache Batterie
Alle Varianten des S5 basieren auf der Modular Scalable Platform (MSP) von SAIC. Sie wurde speziell für E-Autos mit leichtem Chassis konzipiert. Daher verwenden auch der Cyberster und der MG 5 die MSP. Mit dem Heckantrieb ist der S5 bei der Gewichtsverteilung in der hinteren Hälfte etwas schwerer (57 Prozent). Das Batteriepaket misst nur 110 mm in der Höhe. Das ist sehr flach und ermöglicht im 1,63 m hohen SUV ausreichend Kopffreiheit für die Insassen. Die beträgt 1,03 m vorn und 967 mm auf der Rückbank. Die lässt sich geteilt (40:60) umklappen. So werden aus 453 Liter Stauraum 1.441 Liter. Unter dem Kofferraumboden ist Platz für ein Ladekabel. In der Front verzichtet der Hersteller auf die Möglichkeit für weiteren Stauraum.
Hochwertige Innenausstattung
Während ich mit 1,85 m Körpergröße hinten ausreichend Kopffreiheit genieße, fällt die Beinfreiheit etwas knapp aus. Längere Strecken würde ich hier nur ungern sitzen. Außerdem müsste ich mir den USB-C-Anschluss mit meinem Sitznachbarn teilen. Vorn gibt es zwei USB-Anschlüssen im Ablagefach der Mittelkonsole. Rechts vom Rückspiegel befindet sich ein USB-A-Anschluss. Der ist für die Energieversorgung einer optionalen Dashcam an der Frontscheibe gedacht.
Auf der Ablagefläche der Mittelkonsole lädt ein Smartphone kabellos mit bis zu 40 Watt. Diese Fläche ist mit synthetischem Stoff (Dinamica) bezogen, der Wildlederanmutung hat. Ein weiteres Smartphone wird hochkant in einer Halterung platziert, allerdings ohne zu laden. Davor befinden sich zwei Getränkehalter. Äußerst dezent wurde rund um das Gangwahlrad und die Parkbremse mit glänzendem Klavierlack gearbeitet. Ansonsten dominiert ein Duett aus grauen und schwarzen Kunststoffflächen bei der Innenausstattung. Das wirkt alles hochwertig. Sämtliche Flächen, die mit Händen oder Armen berührt werden, fühlen sich angenehm an. Auf dem schwarzen Streifen in der Mitte der Sitze ist der Markenname eingearbeitet.
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