Tesla: Eine Droge namens Doge – Golem

Tesla Cybertruck
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Als Sonderberater des US-Präsidenten schnuppert Elon Musk am Geruch der Macht. Darunter müssen seine Firmen leiden, ganz besonders Tesla.

Elon Musk fühlt sich sichtlich wohl im Oval Office des Weißen Hauses, auch wenn er neben dem sitzenden Präsident Trump stehen muss. Musk hat seinen vierjährigen Sohn Lil X dabei, während er von Verschwendung staatlicher Gelder spricht. Als Chef des Department of Government Efficiency (DOGE) soll Musk im Staatshaushalt für mehr Effizienz sorgen. Während er von 150-jährigen berichtet, die Sozialhilfe beziehen, flüstert angeblich Lil X dem amtierenden Präsidenten zu: „Du bist nicht der Präsident. Du sollst weggehen.“ Man muss kein Psychologe sein, um sich vorstellen zu können, was der Kleine im Hause Musk so zu hören bekommt.

Musk hat eine neue Droge: Macht. Doch als gebürtiger Südafrikaner bleibt ihm das Präsidentenamt in den USA verwehrt. Ein Ministerposten wäre denkbar. Doch das ist nicht so attraktiv, wie der aktuelle Job. Jetzt hat er frei Hand und ist dicht am Präsidenten. Auch wenn er für diese Nähe über seinen Schatten springen musste. Bereits in der ersten Amtszeit Trumps gehörte Musk 2017 einem Beratergremium an. Da warf er nach vier Monaten entnervt das Handtuch. Trump hatte einseitig das Pariser Klimaabkommen gekündigt. Musk twitterte: „(…) Der Klimawandel ist real. Das Pariser Abkommen zu verlassen, ist weder gut für Amerika noch für die Welt.“

Gegensätzliche Weltanschauungen

Das Mission Statement von Tesla lautet noch immer: „Wir beschleunigen die weltweite Umstellung auf nachhaltige Energie.“ Wie ernst kann das gemeint sein, wenn der amtierende Präsident das Motto „Drill, Baby, drill“ in Bezug auf die Erdölförderung ausgibt? Tesla will mit dem Dreiklang aus abgasfreien E-Autos, Batteriespeichern und Solarzellen einen Betrag zur Dekarbonisierung leisten. Für eine Zusammenarbeit mit Trump muss Musk seine Überzeugungen pausieren.

Rückläufige Verkaufszahlen

Diesen Verrat und das politische Engagement bei den Republikanern nehmen im viele Autokäufer übel. In Deutschland wird seine Nähe zur AfD kritisch gesehen. Nicht nur deswegen, aber eben auch darum sind die Absatzzahlen rückläufig. Während Tesla 2023 weltweit 1.808.581 Fahrzeuge verkauft, waren es 2024 knapp 20.000 weniger. Noch deutlicher fällt der Rückgang im Januar 2025 aus. In Kalifornien sind es 12 Prozent, in Frankreich 63 Prozent bei den Zulassungen. In Deutschland gingen sie im ersten Monat des Jahres um 60 Prozent zurück. Und das bei einem gegenläufigen Trend: Im Januar legten die Anmeldungen von E-Autos hierzulande um 53,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. 

Umwege für einen Reifenwechsel

Bei Autos geht es nicht nur um den Verkauf. Als Hersteller muss man noch lange, nachdem die Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetzt wurde, sich um Fahrzeuge und Ersatzteile kümmern. Service und Wartung ist für viele der jungen Marken ein rotes Tuch. Tesla schloss von August bis Dezember 2024 sein Servicecenter in Hamburg-Wandsbek. Die Niederlassung dürfte eine der größten in Deutschland sein. Mit der Begründung „Wartungsarbeiten“, konnten Tesla-Kunden keine Termine mehr vereinbaren und mussten für ihre Reparaturen, Reifenwechsel und Wartungen weite Umwege in Kauf nehmen. Wie lange die Wartungsarbeiten andauern würden, kommuniziert Tesla nicht. Das hat viele Kunden verärgert. 

Modellpalette überarbeiten

Das Service-Problem kann Tesla beheben. Schwerer wiegen zwei andere Probleme: Wettbewerber und Modellpalette. Teslas Modellpalette ist für weiteres Wachstum zu klein als auch zu reif. Die Modelle S, X sowie der Cybertruck bedienen Nischenmärkte. Dem Cybertruck dürfte aufgrund seiner Konstruktionsweise eine Zulassung in Europa verwehrt bleiben. Das Geld wird mit Model 3 und Y verdient. Doch trotz Modellauffrischungen wirken sie inzwischen etwas in die Jahre gekommen. Das Model 3 wird seit 2017, das Model Y seit 2020 hergestellt. Nicht gegen Klassiker, doch viele Interessenten haben sich an den beiden E-Autos satt gesehen. Es ist Zeit für weitere Modelle. Doch im PKW-Bereich ist nichts angekündigt. Der Roadster-Nachfolger wurde gemeinsam mit der Zugmaschine Semi Ende 2017 präsentiert. Der hochpreisige Sportwagen sollte 2020 auf den Markt kommen. Im jüngsten Finanzbericht steht beim Zweisitzer „in development“. Beim Semi steht „Pilot production“. Die Serienfertigung im Werk in Nevada ist also noch nicht angelaufen.

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