Xpeng P7: Der elektrische China-Knaller – Golem

Xpeng P7 Dirk Kunde
Golem

Neben SUVs bietet Xpeng mit dem P7 eine Limousine für die Langstrecke an. Das Elektroauto überzeugt bei der Software und der Verarbeitung.

Es fängt mit der Frage nach der korrekten Aussprache an. Wie spricht man Xpeng aus? Tschaupong oder Schaupeng? Am besten spricht man es deutsch aus, das versteht zumindest der Sprachassistent am besten. Dabei spricht der kleine Roboter, der nach der Aktivierung durch „Hi Xpeng“ erscheint, lediglich Englisch. „Turn up the seat heating“ lautet mein Befehl und schon wird der Fahrersitz warm. 

Der Assistent dürfte auch bald Deutsch verstehen. Ansonsten hat die hiesige Niederlassung der jungen Automarke gute Arbeit bei der Übersetzung des Menüs geleistet. Da ist nichts, was man nicht versteht oder holprig klingt. Nur die Firmierung ist für deutsche Ohren ungewöhnlich. Sie geht zurück auf den Namen des Gründers Xiaopeng He. Er nutzt eine verkürzte Form seines Vornamens für die Marke. Zusammen mit Kollegen gründete er 2014 in Guangzhou das Unternehmen. Im Juli 2023 erwarb Volkswagen für 700 Millionen Euro 4,99 Prozent der Anteile. Die Wolfsburger wollen mit dem Unternehmen Software als auch eine elektronisch/elektrisch Architektur für ihre E-Autos entwickeln.

Gelungene Ladeplanung

Technisch muss das junge chinesische Unternehmen also einiges richtig machen. Der Eindruck entsteht bereits nach wenigen Kilometern in der Limousine. Im Infotainmentsystem arbeitet ein Snapdragon-Chip von Qualcomm. Das Betriebssystem nennt der Hersteller Xmart. Die Routen- und Ladeberechnung erscheint schnell nach Eingabe des Ziels auf dem 15 Zoll Bildschirm. Die notwendigen Ladestopps werden mit Prozent- und Zeitangaben dargestellt. Ein Fingertipp auf die vorgeschlagene Ladestation zeigt deren Auslastung. Ladestationen in der Nähe sucht man getrennt nach drei Ladeleistungs-Bereichen. Lediglich die Auswahl bevorzugter Ladeanbieter fehlt noch. 

Xpeng P7 von der Seite: Komfortable Reise-Limousine

Warnung schnell deaktiviert

Auch bei der Deaktivierung der Geschwindigkeitswarnung überrascht der P7. Diese von der EU vorgeschriebene Warnung für Neuwagen ertönt bereits bei einem km/h über Tempolimit. Die akustische Warnung zählt zu den nervigsten Neuerungen und wird bei Fahrzeugtests sofort deaktiviert. Allerdings verstecken viele Hersteller diese Möglichkeit in einem Untermenü oder in Shortcuts, die man erst erlernen muss. Xpeng dagegen zeigt die Warnung direkt als Popup auf dem Bildschirm. Darunter ist ein Feld zu Deaktivierung. Einfacher geht es kaum. Natürlich sollte man sich an Geschwindigkeitsvorgaben im Straßenverkehr halten, doch auf mehrspurigen Straßen in der Stadt wird man mit 52 km/h zum Verkehrshindernis.

Xpilot überholt

Wenn man weiß, wohin die Route führt, aktiviert man den Fahrassistenten. Natürlich trägt auch der einen Namen mit X. Der Xpilot ist nach Druck auf die Stern-Taste am Lenkrad aktiv.  Das Level 2-System hält die Spur, den Abstand zum Vorausfahrenden als auch die gewählte Höchstgeschwindigkeit. Im Fahrerdisplay (10,25 Zoll) wird die eigene Spur blau markiert, alle Verkehrsteilnehmer um einen herum stellt das System als graue Fahrzeuge dar. Setzt man den Blinker, erscheint ein weißer Kasten in der linken Spur. Man bewegt das Lenkrad leicht in die Richtung und wenn die Sensoren nichts im toten Winkel erkennen, zieht der P7 zum Überholen auf die linke Spur.

Kamerabild des toten Winkels

Wer ohne Xpilot fährt, sieht beim Blinken das Bild der nach hinten gerichteten Kameras. Das Bild nimmt etwas mehr als die Hälfte des Bildschirms ein. Das gibt einem ein sicheres Gefühl beim Spurwechsel auf der Autobahn und noch mehr beim Rechtsabbiegen in der Stadt, wo Radfahrer in der dunklen Jahreszeit mitunter schwer zu erkennen sind. Wer allerdings mit einer Navigation unterwegs ist, könnte kurz nach dem Abbiegen eine weitere Abzweigung verpassen, da das Kamerabild recht lange stehen bleibt. Hier hilft nur ein Fingertipp auf das X im Bild, um schnell zur Navigation zurückzukehren. 

Ladeklappe öffnet elektrisch

Wer oft verwendete Funktionen nicht im Menü suchen möchte, legt sie sich als Shortcut auf einen Bildschirm, der erscheint, wenn man mit dem Finger vom oberen Bildrand nach unten wischt. Das kann die Sitzheizung oder das Öffnen der Ladeklappe hinten rechts sein. Die öffnet elektrisch, hat aber keinen Druckknopf an der Karosserie. Entweder öffnet man von innen oder nutzt den Funkschlüssel. Mit dem Typ 2-Stecker lädt der P7 dreiphasig bis zu 11 kW. Bei meinen zwei Ladungen an Wallboxen zeigte das Menü allerdings nur eine Ladeleistung von 6,7 kW. Auch auf Nachfrage bei Xpeng ließ sich kein Grund dafür ermitteln. Mit einem Adapter kann man am Ladeanschluss ein elektrisches Gerät wie einen Staubsauger oder Camping-Kochplatten mit bis zu 3,3 kW betreiben. Bis zu welchem Ladezustand der Hochvoltbatterie man die V2L-Funktion erlaubt, lässt sich runter bis zu 20 Prozent einstellen. 

Versenkbare Getränkehalter und Qi-Ladefläche für das Smartphone

Schnellladen mit 175 kW

Am Schnelllader lädt die Limousine mit bis zu 175 kW, was für einige Minuten zu beobachten war. In 29 Minuten wird die Batterie von 10 bis 80 Prozent geladen. Xpeng setzt auf eine Lithium-Ionen-Batterie mit Nickel-Kobalt-Mangan-Zellchemie und 400 Volt Spannung. Die nutzbaren 82,7 kWh bringen den Wagen bis zu 505 km (WLTP) weit. Im Test zeigt die Reichweiten-Anzeige sogar bis zu 560 km bei voller Batterie. Diese Anzeige lässt sich von „WLTP“ auf „Dynamisch“ umstellen, was einer realistischeren Reichweite entspricht. Hier sind es bei voller Batterie 440 km. Der Hersteller beziffert den Verbrauch mit 19,2 kWh pro 100 km. In der Praxis liege ich bei meinen Autobahnfahrten zwischen 20 und 22 kWh bei acht Grad Celsius Außentemperatur und regnerischem Herbstwetter. Beim P7 müssen 2.140 kg in Bewegung gesetzt werden. Die Fahrzeughöhe fällt mit 1,45 m im Vergleich zu den SUV niedrig aus. Die Limousinenform ist aerodynamisch und sorgt für einen Cw-Wert von 0,24. Der P7 misst 4,89 in der Länge und 1,90 m in der Breite. Der Wendekreis beträgt 11,7 m. Mit einem Radstand von drei Metern haben die Insassen auf allen Plätzen ausreichend Beinfreiheit. Selbst mit einer abfallenden Coupé-Dachline hat man auf der Rückbank ausreichend Kopffreiheit. Nach oben bietet ein zweigeteiltes Panoramaglasdach eine gute Aussicht.

440 Liter Kofferraumvolumen

Die Ablagen in den Türen sowie ein tiefes Fach in der Mittelkonsole bieten reichlich Stauraum. Hinzu kommen zwei Getränkehalter und zwei Smartphone-Ablagen, von denen eine kabellos das Handy lädt. Ansonsten sind vorn und hinten jeweils ein USB-A und ein USB-C-Anschluss verfügbar. Der Kofferraum bietet ein Volumen von 440 Liter. Das ist in vielen E-Autos mehr, überrascht bei der Limousinen-Form aber auch nicht. Was der Kofferraum-Ausschnitt beim Beladen in Sachen Höhe vermissen lässt, macht er bei der Tiefe wieder gut. Ansonsten lässt sich die im Verhältnis 60:40 geteilte Rückbank umklappen, so dass 915 Liter Stauraum zur Verfügung stehen. Unter der Fronthaube ist kein Platz für Gepäck. 

Xpeng P7 voller Kofferraum

Das Smartphone als Schlüssel

Das Infotainment bietet einen kleinen App-Store. Bislang sind dort Spotify, Amazon Music und TuneIn verfügbar. Das dürfte bald mehr werden. Das Soundsystem mit acht Lautsprechern hinterlässt bei der Musik- als auch Podcast-Wiedergabe einen guten Eindruck. Mit Xplay seht auch ein Spieleangebot bereit. Doch für einen Praxistest fehlte das Benutzerkonto. Xpeng bietet eine Smartphone-App, mit der sich vorab Ziele suchen und ans Auto senden lassen. Man kann den Wagen vorheizen oder klimatisieren. Natürlich lassen sich auch Ladevorgänge aus der Ferne beobachten. Die App ist auch ein digitaler Schlüssel. Nähert man sich mit Smartphone in der Tasche, klappen Spiegel und Türgriffe aus. Mit der App kann man den P7 rückwärts oder vorwärts aus einer engen Parklücke manövrieren. Der Parkassistent ließ sich beim Test nicht aktivieren und ausprobieren. 

Doppelfunktion der Lenkradknöpfe

Das Lenkrad wirkt aufgrund der vielen unterschiedlichen Materialien unruhig. Hinter dem dunklen Plastikeinsatz im oberen Teil verbergen sich Infrarotsensoren, die den Fahrer beobachten, genau wie die Kamera auf der Lenksäule. Der untere Plastikteil hat keine Funktion, soll allerdings wie ein Aluminiumelement wirken. Genauso kalt fühlt sich das Bauteil in dieser Jahreszeit an. Daran ändert auch die Lenkradheizung nichts. Im Sommer dürfte diese Plastikelement zu heiß sein. Die Steuerelemente auf dem Lenkrad sind sehr reduziert und übersichtlich. Auf der linken und rechten Seite der Lenksäule gibt es eine identische Anordnung von Knöpfen und Drehrädern. Im manuellen Fahrmodus verändert man die Klimaeinstellungen mit den Elementen auf der linken Seite. Ist der Xpilot aktiv, verändern die Knöpfe den Abstand zum Vorausfahrenden und das Drehrad die Höchstgeschwindigkeit. 

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Heizung höher drehen

Eine Wärmepumpe gehört zur Standardausstattung. Damit soll weniger Energie aus der Hauptbatterie für das Erwärmen des Innenraums aufgewendet werden. Überraschend ist, dass ich die Innentemperatur auf mindestens 24 Grad und die Sitzheizung auf Stufe 2 stellen musste, um das gewohnte Wohlfühlklima zu erreichen. In anderen Autos liegt das bei einer Einstellung auf 21 Grad.

Mit der höheren Heizungseinstellung ist der Xpeng P7 eine komfortable Limousine für lange Autofahrten. Ausreichend Platz, anpassbare Sitze mit Lordosenstütze, Medienwiedergabe und Fahrassistent sorgen für Reisekomfort. Die hohe Ladeleistung sorgt für kurze Ladepausen. Wünschenswert wären noch ein Head-up-Display sowie eine Massagefunktion in den Vordersitzen. Doch der P7 bewegt sich eher in der Mittel- als der Oberklasse. Preislich startet der P7 mit Heckantrieb bei 49.600 Euro. Die Allrad-Variante beginnt bei 58.600 Euro.

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